Eine Stellungnahme zur aktuellen Situation
KOMMENTAR von Hilde Unterberger in der Sendung Freequenns Infopoint am 4.11.2020
Wir befinden uns in schwierigen Tagen.
Seit gestern gilt der zweite Lockdown im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Nachdem wir diese Erfahrung in ähnlicher Form schon im Frühjahr machen mussten und viele diese Zeit als sehr belastend in Erinnerung haben, wurden von der Bundesregierung wiederum sehr restriktive Maßnahmen verordnet, die es nun zumindest einmal bis Ende November einzuhalten gilt. Im Wesentlichen geht es darum, Kontakte zu Menschen möglichst zu reduzieren, keine Umarmungen, kein Bussi-Bussi, engere Kontakte nur zur engsten Familie und PartnerIn, Abstand halten, in vielen Bereichen Mund-Nasenschutz tragen. – und das in einer Zeit, wo die Tage ohnehin kurz sind, es am Abend, wenn viele von der Arbeit heimkommen, ohnehin schon dunkel ist, worunter manche auch schon unter normalen Umständen leiden. Es finden keine Veranstaltungen statt, Indoor-Sport gibt es auch nicht, Gastronomiebetriebe sind für Gäste geschlossen und bieten nur noch Liefer- und Abholservice an. Dazu komm auch noch die Ausgangsbeschränkung von 20 Uhr bis 6 Uhr früh. In dieser Zeit sollte man seine Wohnung nur noch für wichtige Verrichtungen wie Arbeit, Hilfestellungen… und zur persönlichen Erholung verlassen. Es ist klar, worum es geht: Es sollen keine Partys gefeiert werden, wo mitunter unter Alkoholeinfluss dann Abstände nicht mehr eingehalten werden, was in den letzten Wochen – übrigens nicht unerwartet – zu dem massiven Anstieg der Infektionszahlen führte. Nun wird die Notbremse gezogen – und es ist zu hoffen, dass in den Wochen vor Weihnachten wieder halbwegs Normalität herrscht – denn nach den Feiertagen rechnen ohnehin viele mit dem nächsten Lockdown. Die Maßnahmen sind hart und manche mögen sie nicht einsehen und es gibt von einigen auch Bedenken wegen der verhängten Ausgangssperre, ob die rechtens sei? Das wird noch geprüft werden. Wir können nur hoffen, dass die Exekutive mit Maß auf die Einhaltung der Regeln achtet. – Doch andererseits: Wie wird sich das alles ausgehen mit der medizinischen Versorgung der an Covid Erkrankten? Das Damoklesschwert der überbelegten Krankenhäuser und Intensivstationen, wird immer wieder heraufbeschwört… Doch dazu soll es hoffentlich dank dieser Maßnahme, dank dieses neuerlichen Lockdowns nicht kommen, wenn wir alle Verantwortung übernehmen und zusammenstehen…
Doch damit nicht genug! Nun hat sich auch noch ein perfider Terroranschlag in Wien ereignet – am letzten Tag vor dem Lockdown, wo die Menschen eig. nur noch ein letztes Mal für ein paar Wochen unbeschwert ausgehen wollten. Was in den letzten Jahren immer wieder in London, Paris, Nizza usw. passiert ist, gibt es nun auch wieder in Österreich! Wir alle sind in Gedanken mit den Familien und Freunden der Opfer und mit den Verletzten und auch noch in Sorge darüber, wie das Leben in Wien weitergeht, – schließlich haben wir ja auch alle Bekannte und Verwandte dort! Die Atmosphäre war zumindest gestern noch gespenstisch, hab ich mir sagen lassen… aber dann der Gedanke, ob das denn eig. so sein muss, dass wir uns meist in Sicherheit wähnen und dabei ertappen, dass die schlimmen Sachen nur woanders zu passieren scheinen? In Ländern weit weg von uns oder außerhalb unserer Grenzen – und dass uns die Bilder im TV oder Internet meist ziemlich kalt lassen?
Wichtig ist jedenfalls zu differenzieren: Ja, es war offenbar ein Anschlag mit islamistischem Hintergrund, doch hüten wir uns vor Generalisierung. Ohne Zweifel sind terroristische Akte zu verurteilen und ihre Urheber und Auftraggeber müssen verfolgt werden. Man kann das nur aufs Schärfste verurteilen.
Denken wir aber auch an jene Menschen mit anderem kulturellen oder religiösen Hintergrund, die mitten unter uns leben und ebenso wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft sind und ebenso ihren Beitrag leisten wie Sie und ich. Lassen wir uns von solchen Terroraktionen nicht irre machen, lassen wir nicht zu, dass alle Menschen mit anderer Herkunft oder Religion über einen Kamm geschert werden. Das ist unserer Gemeinschaft und unserem künftigen Zusammenleben nicht dienlich.
Und eins noch: Versuchen wir, nach Möglichkeit halbwegs in Normalität weiter zu leben.
Denn eines ist sicher: Zumindest für uns nicht unmittelbar Betroffene geht das Leben weiter – und das war zu allen Zeiten so und ist auch gut so, denn sonst hätte die Menschheit schon längst aufgehört zu existieren. Bleiben wir wachsam – aber versuchen wir dennoch zuversichtlich zu sein, lassen wir uns von negativen Gedanken nicht unterkriegen, behalten wir trotz allem unsere positive Grundeinstellung bei oder arbeiten wir daran, falls sie uns zwischendurch ein bisschen abhandenkommt.
Zurück zum Lockdown: Keine einfache Zeit also… um diese besser zu überstehen, können viele kleine Dinge im täglichen Leben helfen, jeder und jede wird da selbst genug eigene Ideen haben, es gibt zwar keine Kulturveranstaltungen, was vor allem für die Kulturschaffenden ein existenzielles Problem darstellt, doch wir können in unserer vernetzten Welt auch zu Hause viele Kunstereignisse erleben – natürlich nicht dasselbe wie live… aber vielleicht besser als gar nichts… oder möglicherweise könnten wir auch diese Zeit ein wenig dazu nützen, um über einiges nachzudenken… – Und Sie können z. B. auch Radiomachen oder Radiohören…
Radio FREEQUENNS wird Sie jedenfalls auch durch diese Tage und Wochen begleiten und mit Informationen und Unterhaltung versorgen.
Hier auch zum jederzeitigen Nachhören in der Radiothek der Freien Radios Österreichs: