In der Langen Nacht der Museen am 5. Okt. 2024 stellte die in Bad Mitterndorf lebende Autorin Karin HOCHEGGER im Schloss Trautenfels ihre Neuerscheinung „Die Gaben des Wassers“ (Verlag Pustet) vor. Jahrelang war sie als Sachverständige für Naturschutz tätig. Derzeit leitet sie die Liezener Bezirksstelle des Naturschutzbundes und arbeitet an Renaturierungsprojekten von Mooren im Ausseer Land und im Ennstal. Ein Ausschnitt dieser Buchpräsentation ist in der aktuellen Literatouren-Ausgabe zu hören: Wasser gilt als der Quell allen Lebens, ist aber auch mit einer oft unterschätzten unglaublichen Gewalt ausgestattet, wie dramatische Naturereignisse immer wieder zeigen – zu allen Zeiten und vor allem auch jetzt unter dem Eindruck des Klimawandels. Aber dieses Buch beschreibt vor allem die Schönheit und die immer wieder ausgleichende Kraft des Wassers. Ein besonderer Höhepunkt für Leser_innen in unserer Region dürfte das Kapitel 4 sein, das sich ausführlich einem Nebenfluss der Enns, der Grimming, widmet.
Im zweiten Beitrag reisen wir nach Korsika: Dort besuchte Freequenns Literatouren-Redakteurin Hilde Unterberger das Literaturfestival LIBRI MONDI in Bastia, das seit 8 Jahren dort stattfindet. In einem Interview mit dem Président Sebastian Bonifaye erfahren wir, wie es dazu kam, wie man mit der Entwicklung dieses kleinen Literaturfestivals abseits der großen Metropolen zufrieden ist: Jeweils an drei Tagen werden 7 Autoren und Autorinnen sowie ein überaus interessiertes Publikum zu Gesprächen und Diskussionen über zeitgenössische Literatur eingeladen. (Französisch/Deutsch). Foto: Jerôme Ferrari, einer der Autoren bei LIBRI MONDI, beim Signieren seiner Bücher.
Derzeit findet wiederum die Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ statt: zwischen dem 25. November – dem internationalen Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden – und dem 10. Dezember – dem internationalen Tag der Menschenrechte. Dieser Aktionszeitraum wird weltweit genutzt, um das Ausmaß und die verschiedenen Ausprägungen von Gewalt gegen Frauen zu thematisieren und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen als fundamentale Menschenrechtsverletzung nachhaltige Folgen für die Betroffenen selbst, aber auch für die gesamte Gesellschaft hat.
Zu diesem Thema stellen wir einen Kriminalroman einer irischen Autorin vor: Una Mannion „Sag mir was ich bin“ (Steidl Verlag). Es geht hier um (oft im Verborgenen stattfindende) Gewalt an Frauen und Mädchen. Der Roman spielt in Pennsylvania und Vermont, USA, eine Frau und alleinerziehende Mutter einer 4jährigen Tochter, Deena, verschwindet von einem Tag auf den anderen. Sie geht zur Arbeit in der Klinik und kommt dort nicht an. Ihre Schwester Nessa, mit der sie ein enges Verhältnis hatte, vermutet von Beginn an, dass der Vater des Kindes etwas damit zu tun hat bzw. ist sogar überzeugt, dass er sie ermordet hat. Die Tochter Ruby wächst dann beim Vater auf, dieser verlässt mit ihr die Stadt, zieht in den Norden (Vermont) und unterbindet jeden Kontakt zwischen dem Kind und seiner Tante. Wie sehr diese Beziehung von Beginn an von subtiler und später auch von tätlicher Gewalt geprägt war, erfahren die Leser_innen erst später in den literarischen Rückblenden. Ruby hat keine Erinnerung mehr an ihre Familie mütterlicherseits, doch dann fällt ihr zufällig ein Bild ihrer Mutter in die Hände und sie beginnt, die ihr erzählten Geschichten bzw. dem hartnäckigen Schweigen auf ihre Fragen zu misstrauen. Nachdem die Ermittlungen der Polizei jahrelang fruchtlos sind, tauchen schließlich neue Hinweise auf, die zur großen Wende führen. – Und obwohl es natürlich kein Happy End gibt, da sich die furchtbare Vermutung von Deenas Schwester bestätigt, gibt es immerhin eine Auflösung des Falles und vielleicht auch sowas wie etwas Gerechtigkeit… insgesamt ein überaus spannender und vor allem auch berührender Roman, den ich persönlich gar nicht sosehr als Kriminalroman bezeichnen würde. Besonders überzeugend fand ich die großartige Sprache der Autorin (in der Übersetzung aus dem Englischen von Tanja Handels) und die Schilderungen der Lebensumstände und Entwicklung der Protagonistinnen, vor allem bei der heranwachsenden Ruby, die ihre ganze Kindheit und bis zum Alter von 18 Jahren, als das Verbrechen aufgeklärt wird, in einem zermürbenden Vakuum der nicht möglichen Selbstfindung und -identifikation allein gelassen wird. – Eine wirkliche Empfehlung von Hilde Unterberger.
Thema der Kampagne Orange the World 2024: „Every 10 Minutes, a woman is killed.#NoExcuse“.
Diese Sendung wird am DI, 3. 12., um 17 Uhr und am MI, 4. 12., um 22 Uhr wiederholt. Die Beiträge sind außerdem nach der Erstausstrahlung in der Literatouren-Radiothek jederzeit nachzuhören, wo es auch zahlreiche weitere Beiträge zu entdecken gibt.